Viele Menschen überlegen, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln, um von besseren Leistungen und bevorzugter Behandlung bei Ärzten zu profitieren.
Gründe für einen Wechsel in die private Krankenversicherung
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Wechsel von der GKV zur PKV attraktiv sein kann:
- Bessere Leistungen
Private Krankenversicherungen bieten oft eine umfangreichere medizinische Versorgung, einschließlich schnellerer Termine bei Fachärzten, Chefarztbehandlung im Krankenhaus und individuell anpassbaren Tarifen. - Individuelle Tarifgestaltung
In der PKV haben Versicherten die Möglichkeit, ihren Versicherungsschutz exakt auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden. Sie können Leistungen auswählen, die sie tatsächlich benötigen, und so die Versicherung optimieren. - Höhere Flexibilität
Privat Versicherte genießen mehr Flexibilität bei der Wahl von Ärzten und Kliniken. Zudem sind sie nicht an die Kassenarztsysteme der GKV gebunden. - Beitragsrückerstattung
Einige PKV-Tarife bieten die Möglichkeit, einen Teil der Beiträge zurückerstattet zu bekommen, wenn keine Leistungen in Anspruch genommen werden.
Voraussetzungen für einen Wechsel
Bevor Sie einen Wechsel in die PKV in Erwägung ziehen, müssen Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen:
- Einkommensgrenze
Um von der GKV in die PKV wechseln zu können, muss Ihr jährliches Bruttoeinkommen die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) überschreiten.
Für das Jahr 2025 liegt diese Grenze bei 73.800 Euro. Für Selbstständige und Freiberufler gelten teilweise abweichende Grenzwerte. - Berufsstatus
Beamte, Selbstständige und Angestellte mit einem Einkommen über der JAEG haben die Möglichkeit, sich privat zu versichern.
Arbeitnehmer unterhalb der JAEG sind weiterhin gesetzlich versicherungspflichtig. - Familienstand
In der GKV können Ehepartner und Kinder kostenfrei mitversichert werden (Familienversicherung).
Ein Wechsel in die PKV betrifft daher in der Regel nur den Versicherungsnehmer selbst.
Familienmitglieder müssen separat private Tarife abschließen. - Gesundheitszustand
Im Gegensatz zur GKV, die jeden Versicherungsnehmer unabhängig vom Gesundheitszustand aufnimmt, führt die PKV eine Gesundheitsprüfung durch.
Vorerkrankungen können zu höheren Beiträgen oder im schlimmsten Fall zur Ablehnung des Antrags führen.
Um eine optimale Entscheidung zu treffen, empfiehlt es sich, eine unabhängige Versicherungsberatung in Anspruch zu nehmen. Diese kann individuellen Bedarf ermitteln und passende PKV-Tarife empfehlen.
Besonderheiten für Beamte und Selbstständige
Beamte und Selbstständige haben oft spezielle Bedingungen beim Wechsel in die PKV:
- Beihilfeberechtigte Beamte
Beamte in Deutschland bekommen für ihre Krankheitskosten eine Beihilfe vom Staat, die einen Teil dieser Kosten übernimmt. Den restlichen Teil müssen sie selbst versichern. Oftmals entscheiden sich Beamte für private Krankenversicherungen. Seit 2018 gibt es in manchen Bundesländern die Option für Beamte, sich auch gesetzlich zu versichern. Dabei wird ihnen die Hälfte ihrer Beiträge zu einer gesetzlichen Krankenversicherung pauschal erstattet. - Privatversicherung für Selbstständige
Selbstständige und Freiberufler können sich frei für eine private oder gesetzliche Krankenversicherung entscheiden.
Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung
Bevor Sie den Wechsel vollziehen, sollten Sie die Vor- und Nachteile der PKV abwägen:
Vorteile
- Individuelle Tarifgestaltung: Passen Sie Ihren Versicherungsschutz exakt an Ihre Bedürfnisse an.
- Bessere Leistungen: Genießen Sie Vorteile wie Chefarztbehandlung und Einzelzimmer im Krankenhaus.
- Höhere Flexibilität: Wählen Sie Ihren Arzt und Ihre Klinik frei.
- Beitragsrückerstattung: Profitieren Sie von Rückzahlungen, wenn Sie keine Leistungen in Anspruch nehmen.
Nachteile
- Höhere Beiträge im Alter: Mit steigendem Alter erhöhen sich oftmals die Beiträge erheblich.
- Keine Solidargemeinschaft: Jeder zahlt nach seinem individuellen Risiko, ohne Solidarprinzip.
- Keine kostenfreie Familienversicherung: Ehepartner und Kinder müssen separat versichert werden, was zusätzliche Kosten verursacht.
Ein Krankenversicherungswechsel muss formal korrekt vollzogen werden
Eine Kündigung der GKV muss zwei Monate vor dem Ende des übernächsten Monats erfolgen, um zum Beispiel am 1. September wirksam zu werden. Eine schriftliche Bestätigung der Kündigung durch die Kasse ist erforderlich. Wer erstmalig versicherungsfrei wird, scheidet aus der GKV aus und benötigt ebenfalls einen Nachweis über eine Folgeversicherung.
Ist der Wechsel in die private Krankenversicherung immer eine gute Entscheidung?
Die Möglichkeit, sich privat krankenversichern zu können, impliziert nicht automatisch deren Vorteilhaftigkeit. Eine solche Versicherung erfordert dauerhafte finanzielle Stabilität. Oftmals erweist sich die gesetzliche Krankenversicherung als günstigere Option, insbesondere für Personen mit dem Wunsch nach einer umfangreichen Familie oder für diejenigen, die erst kürzlich die Selbstständigkeit gewagt haben und deren Geschäft noch nicht fest etabliert ist. Ein gewichtiges Argument für die private Krankenversicherung liegt im Zugriff auf umfassendere gesundheitliche Versorgungsleistungen. Jedoch sind attraktive Tarife, die eine umfassende Absicherung gewährleisten, üblicherweise nicht preiswert erhältlich. Vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter steigen die Beiträge, unabhängig vom Einkommen oder der Rentenhöhe. Daher ist die private Krankenversicherung nur dann eine vernünftige Option, wenn die finanzielle Tragbarkeit der Beiträge gesichert erscheint.
Die Überlegung, zu einer privaten Versicherung zu wechseln, sollte anhand von fünf Kriterien erfolgen:
- Alter
Mit zunehmendem Alter verteuert sich die private Krankenversicherung. Ein Teil der Beiträge wird daher in Altersrückstellungen investiert, die eine moderate Beitragserhöhung im Alter sicherstellen sollen. Eine frühzeitige private Versicherung ermöglicht es, über Jahre hinweg genügend Kapital anzusparen, um später finanzielle Entlastungen zu genießen. Ab einem Alter von 40 Jahren, idealerweise sogar vor 35, sind die Voraussetzungen für eine private Krankenversicherung günstiger. Ab einem höheren Lebensalter ist dies nur noch in Ausnahmefällen ratsam, beispielsweise wenn durch eine Erbschaft ausreichende finanzielle Mittel vorhanden sind. - Gesundheitszustand
Private Krankenversicherungen selektieren ihre Klientel und verlangen vor Aufnahme eine ausgiebige Gesundheitsprüfung. Personen mit Vorerkrankungen stoßen oft auf Ablehnung oder müssen höhere Beiträge in Kauf nehmen. Die Konditionen sind für gesunde Menschen deutlich günstiger. - Familienplanung
Ohne Partner und Kinder ist die Entscheidung für eine private Versicherung einfacher. Bei Vorhandensein oder Planung einer Familie muss hingegen genau kalkuliert werden, da die Privatversicherung keine kostenfreie Familienmitversicherung wie die gesetzliche Krankenversicherung anbietet. - Einkommen oder Vermögen
Eine private Krankenversicherung muss sowohl gegenwärtig als auch in der Zukunft finanzierbar sein. Reichhaltige Tarife sind kostspielig und erfordern eine sorgfältige Finanzplanung. - Beruf
Bestimmte Berufsgruppen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko sehen sich oftmals mit hohen Beitragsaufschlägen konfrontiert oder finden nur begrenzt Angebote seitens privater Versicherer.
Bei Unsicherheit empfiehlt sich eine ganzheitliche und umfassende Beratung. Entscheidet man sich schlussendlich für eine private Krankenversicherung, sollte man sich eingehend informieren und einen passenden Tarif wählen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer kann überhaupt in die private Krankenversicherung wechseln?
Grundsätzlich können Selbstständige, Beamte, Freiberufler und Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen über der Versicherungspflichtgrenze in die private Krankenversicherung wechseln.
Was ist die Versicherungspflichtgrenze und wie wird sie berechnet?
Die Versicherungspflichtgrenze ist die Einkommensgrenze, bis zu der eine Versicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung verpflichtend ist. Sie wird jährlich angepasst und richtet sich nach dem Durchschnittseinkommen in Deutschland.
Gibt es eine Altersgrenze für den Wechsel in die private Krankenversicherung?
Nein, es gibt keine Altersgrenze für den Wechsel. Allerdings können ältere Personen aufgrund ihres höheren Risikos höhere Beiträge zahlen.
Gibt es in der privaten Krankenversicherung eine Familienversicherung?
Nein, in der privaten Krankenversicherung gibt es keine Familienversicherung. Jedes Familienmitglied muss eine eigene Versicherung abschließen.
Muss ich bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung meine bisherige Krankenversicherung kündigen?
Ja, bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung müssen Sie Ihre gesetzliche Krankenversicherung kündigen. Eine doppelte Versicherung ist nicht möglich.
Muss ich bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung Gesundheitsprüfungen durchlaufen?
Ja, bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung müssen Sie in der Regel eine Gesundheitsprüfung durchlaufen. Diese dient der Ermittlung des individuellen Risikos und der Festlegung des Versicherungsbeitrags.
Muss ich bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung meine bisherigen Krankheiten angeben?
Ja, bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung müssen Sie alle Vorerkrankungen angeben. Diese können Einfluss auf die Beitragshöhe haben oder im schlimmsten Fall zu einem Ausschluss bestimmter Leistungen führen.
Zusammenfassung
Viele Menschen ziehen den Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung in Betracht, um von besseren Leistungen und einer bevorzugten Behandlung zu profitieren. Ein Wechsel ist oft durch umfangreichere medizinische Versorgung, individuell anpassbare Tarife und höhere Flexibilität bei der Arzt- und Krankenhauswahl motiviert. Voraussetzungen für die PKV sind ein Einkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze, bestimmte Berufsgruppen oder der Familienstand. Nachteile der PKV sind höhere Beiträge im Alter und keine kostenfreie Familienversicherung. Vor einem Wechsel sollte man eine unabhängige Beratung in Anspruch nehmen und alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.